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Krebsgene sind für das Geweihwachstum bei unseren Cerviden verantwortlich!

von | 14. November 2019

 Lesezeit: 3 Minuten

„Geweihträger nutzen eine kontrollierte Form von Knochenkrebs für das Wachstum ihrer Geweihe.“ [Übersetzung] Edward Davis, Paläobiologe an der University of Oregon.

Geweihe sind die schnellst-wachsenden Knochen im Tierreich. Jedes Jahr werfen unsere Cerviden (Rothirsch, Damhirsch, Sikahirsch, Rehbock, Elchhirsch) ihre Geweihe ab und schieben sie innerhalb kürzester Zeit nach. Kaum ein anderes Tier ist im Stande, ein Teil des Körpers so schnell und insbesondere auf Nachfrage nachwachsen zu lassen. Mit einem täglichen Wachstum von bis zu zwei Zentimetern pro Tag bei Rothirschen, handelt es sich um das schnellste Wachstum, das bei Tieren bekannt ist.

Forscher haben nun in einer Studie die Genome von Geweihträgern untersucht und herausgefunden, dass Gene, die Krebs aktivieren, aber auch Gene, die Krebs deaktivieren für die Geweihentwicklung verantwortlich sind. Sie fanden heraus, dass Onkogene maßgeblich für das schnelle Geweihwachstum verantwortlich sind. Onkogene sind Teile des Erbgutes einer Zelle, die im Falle einer übermäßigen Aktivierung den Übergang von normalem Wachstum der Zelle zu einem rasanten Tumorwachstum fördern.

Die Studie begann mit der Untersuchung von 44 Wiederkäuern, wie Kühen, Hirschen, Giraffen und anderen Säugetieren, die komplexe Mägen zur Verdauung von Pflanzen haben; insbesondere aber diejenigen Wiederkäuer, die Geweihe oder Hörner tragen. Die chinesischen Forscher um Qiang Qiu der Xi’an University untersuchten dafür, welche Gene während der Geweihentwicklung der Tiere aktiv waren. Zusätzlich untersuchten sie auch, welche Gene während der Embryoentwicklung aktiv waren. In Hirschen fanden die Forscher acht aktive Gene, die normalerweise für die Krebsentwicklung und das Krebswachstum verantwortlich sind. Das deute darauf hin, dass Geweihwachstum mit dem Wachstum von Knochenkrebs vergleichbar ist und weniger mit dem Knochenwachstum an sich, so die Forscher. Im Gegensatz zu Knochenkrebs, bei dem der Tumor unkontrolliert wächst, wächst das Geweih kontrolliert durch ein Zusammenspiel aus tumorfördernden und tumorunterdrückenden Genen.

Das beeindruckende, so Davis, seien nicht die tumorfördernden Gene, sondern die tumorunterdrückenden Gene. Basierend auf der Forschung um Qiu und Kollegen hat das tumorunterdrückende Gen sogar noch einen anderen ganz entscheidenden Vorteil. So konnte in verschiedenen Zoos über mehrere Jahre fünf-mal geringere Krebsraten unter Hirsche festgestellt werden, im Vergleich zu anderen Säugetieren. An dieser Stelle werden sicher noch weitere Forschungsbemühungen notwendig sein.

Die Forscher erhoffen sich basierend auf den Erkenntnissen auch neue Möglichkeiten für die Knochenkrebsforschung bei Menschen.

Quelle: Science, abrufbar unter: https://www.sciencemag.org/news/2019/06/cancer-genes-help-deer-antlers-grow